Hass darf nicht regieren
Unsere Demokratie lebt davon, dass sich Menschen aktiv einbringen. Doch Politiker*innen, Wahlkampfteams und andere politisch Engagierte stehen zunehmend unter Druck: Hass und Gewalt auf der Straße und im Netz haben die letzten Wahlkämpfe massiv beeinflusst. Vor allem auf sozialen Netzwerken werden engagierte Personen zu Feindbildern stilisiert, verleumdet und bedroht.
Die aktuelle nicht-repräsentative Studie „Angegriffen & alleingelassen. Wie sich digitale Gewalt auf politisches Engagement auswirkt. Ein Lagebild.”1 der TU München in Kooperation mit HateAid zeigt jetzt, wie weitreichend das Problem ist: 58 % der befragten politisch Aktiven erleben Anfeindungen im Internet. Besonders betroffen sind Frauen mit 63 %. Geschlechtsspezifische Gewalt wie Sexismus und Frauenhass gehören für fast zwei Drittel der betroffenen Frauen zum Alltag.
Diese Entwicklungen bleiben nicht ohne Folgen: Mehr als jede zweite betroffene politisch engagierte Person verändert wegen digitaler Angriffe ihre Kommunikation – sie passen ihren Ton an, wandeln ihre Inhalte ab, vor allem Frauen denken ans Aufhören. Hass, Lügen und Diffamierungen online sind wie ein Störgeräusch, das diese Menschen ständig bei ihrem Engagement und ihrer Arbeit begleitet. Und damit fühlen sich viele allein gelassen: Knapp die Hälfte der Männer und zwei Drittel der Frauen geben an, nicht ausreichend auf digitale Gewalt und ihre Folgen vorbereitet zu sein. Die Mehrheit der Befragten, die bereits Anfeindungen erlebt haben, wünscht sich vor allem eines: Mehr Solidarität.
Wenn sich immer weniger Menschen in den Parlamenten engagieren, wer kümmert sich dann noch um Schulen, Kitas oder Wohnraum? Wenn der Hass gewinnt, verlieren wir alle. Politisch Engagierte verdienen deshalb unseren Schutz – für eine starke Demokratie! |